„Flackernde Schattierungen von Rot – Lichtstrahlen durchdringen die dünne Haut des geschlossenen Augenlids. Unvermittelt bricht die untergehende Sonne zwischen Bäumen und Häusern durch. In sich gekehrt, träge und doch im Fluss von Musik, Licht und den Kreisbewegungen der Hamburger Ringbahn öffnet ein jugendlicher Fahrgast behutsam seine Augen. Die vorbeiziehende Stadtlandschaft kommt zum Stehen; ein Song endet und die Szenerie kippt ins Dokumentarische bis ein attraktiver Gleichaltriger gegenüber Platz nimmt. Ein Möglichkeitsraum schimmert zwischen bedeutungsvollen oder doch nur zufälligen Gesten hindurch, zwischen hektischen Augenbewegungen, die mal Kontakt suchen, mal ausweichen. Über die Zusammenkunft der beiden Heranwachsenden und ihre fragilen Geschlechterrollen legt sich ein neuer Song wie eine verführerische Idee. Nicolaas Schmidt dehnt für FIRST TIME einen entrückten wie alltäglichen Kippmoment ins Unendliche. Dieser scheint ähnlich aufgeladen wie ein Coca-Cola-Werbespot aus den 1980er Jahren, der im Übrigen den Found-Footage-Prolog zum Film stellt. Doch während der Werbeclip normative Lebensmuster und Konsumbedürfnisse als Bedingung von Glückseligkeit kurzschschließt, schwebt Schmidt’s Arbeit in Ambiguitäten: Sie feiert den eskapistischen Moment im Alltag und kritisiert dessen kapitalistische Einverleibung auf eine Art, die zugleich von Parodie und sinnlicher Teilnahme bestimmt ist.“
Jury Deutscher Kurzfilmpreis (Sonderpreis für mittellangen Film: Jon Frickey, Anna Henckel-Donnersmarck, Florian Fischer, Maike Mia-Höhne, Gunter Deller)
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